Aus Fehlern lernen – ein kurzer Erfahrungsbericht

„Ein sicheres Umfeld für Lernende (und für die Lehrperson) ist ein
Umfeld, in dem Fehler willkommen sind und gehütet werden. Aus Fehlern – wie z. B., dass
man in die falsche Richtung oder noch nicht sicher genug in die richtige Richtung
geht – und dem Feedback, das sich daraus ergibt, lernen wir nämlich am meisten. In
gleicher Weise brauchen auch die Lehrpersonen ein sicheres Umfeld, in dem auch sie
durch
den Erfolg bzw. Misserfolg ihres Lehrens von anderen lernen.“
John Hattie (2015) Lernen sichtbar machen, S. 28

Ein Praxisbericht von Monika Pfister, Leiterin Netzwerk Luzerner Schulen*

Wenn wir Lernenden ermöglichen, prozesshaft zu lernen, ist es wichtig, dass man sie ausprobieren und eigene Strategien entwickeln lässt. Dazu benötigen sie Raum und Zeit, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Dieses Thema haben wir in einem Teilnetzwerk des freiwilligen Verbundes „Netzwerk Luzerner Schulen“ besprochen. Lassen wir Lernende aus Fehlern lernen? Wie gehen wir das an? Was sind unsere Erfahrungen?

In der ersten Phase reflektieren die Lehrpersonen ihr Verhalten zum Thema „aus Fehlern lernen dürfen“. Lernende müssen ab und zu die Möglichkeit haben, anhand eines Ziels zu entscheiden, welchen Weg sie gehen, und laufend überprüfen, ob der Weg zum Ziel führt. Wenn nicht, muss ihnen ermöglicht werden, die Richtung zu ändern, eventuell unterstützt durch Peers oder die Lehrperson.

In dieser Diskussion sind sich alle Teilnehmenden mehr oder weniger einig, dass es wichtig ist, Fehler machen zu dürfen. Das alte Sprichwort „aus Fehlern lernt man“ hat noch immer seine Gültigkeit.

In einem zweiten Schritt überlegt sich die Gruppe, wann sie ihren Lernenden die Möglichkeit gibt, aus Fehlern lernen zu dürfen. Hier wird es schon etwas schwieriger. Vielfältige Fragen tauchen auf: Ist es fair, wenn einige etwas wiederholen dürfen, weil sie einen falschen Weg eingeschlagen haben, und ist es richtig, dass ein/e Lernende/r eine bessere Note erreicht hat, weil er oder sie noch eine zweite Chance bekommen hat? Wann und wo setze ich Grenzen?

In der dritten Phase wird die Vorbildfunktion der Lehrperson besprochen. Es wird schnell klar, dass eine Lehrperson eigene Fehler zugeben muss, um für den Grundsatz „aus Fehlern lernt man“ ein gutes Beispiel sein zu können. Eine Lehrperson, die keine Fehler macht, kann den Lernenden nicht zeigen, dass man in jedem Alter zu jedem Zeitpunkt Fehler machen kann, ohne dass dies negative Folgen haben muss. Man muss die Fehler ernst nehmen und daran arbeiten.

Anschliessend wird diskutiert, was die einzelnen Lehrpersonen für sich mitnehmen, was sie in der nächsten Zeit optimieren und angehen werden.

In der letzten Phase findet ein Rückblick statt, um die Entwicklung zu reflektieren.

* Das „Netzwerk Luzerner Schulen“ ist ein freiwilliger Verbund von Schulen, welche ihre Tätigkeiten gemeinsam reflektieren, planen und zielorientiert weiterentwickeln. Die Netzwerkschulen haben mit der Koordinationsstelle eine Vereinbarung. Mit der Vereinbarung beauftragen sie eine Person (Netzwerkbeauftragte), welche die Zusammenarbeit und die Organisation mit der Koordinationsstelle vor Ort sicherstellt. Die Netzwerkschulen bestimmen Aktivitäten und Entwicklungen des Netzwerks mit. Im Netzwerk wird bedürfnisorientiert mit der Basis gearbeitet.