Luuise-Schulprojekt: Unterricht findet vermehrt im Freien statt

An einer Schule im Kanton Wallis erarbeitet der Schulleiter mit dem Lehrerteam einen Weg, um Unterricht vermehrt im Freien durchzuführen. Sie wollen den Schülerinnen und Schülern mehr Bewegungsmöglichkeiten bieten sowie mit unterschiedlichen Lernorten intensivere und neue Lernerfahrungen ermöglichen. Eine schulintern durchgeführte Weiterbildung zum Thema «Schule anders / L’école autrement» hat die Lehrpersonen inspiriert. Die Umsetzung mag noch nicht wirklich gelingen. Die Aussenräume bleiben nahezu ungenutzt.
Die Schule führt im Rahmen einer LLSM-Weiterbildung ein Luuise-Projekt durch. Der Schulleiter und die Lehrpersonen bearbeiten gemeinsam fünf Luuise-Schritte und einigen sich auf ein erfolgversprechendes Vorgehen:     

1 Knacknuss und Annahmen identifizieren: Der Außenbereich des Schulareals wird auch nach einer entsprechenden Weiterbildung selten für den Unterricht genutzt. Die Impulse der Weiterbildung sind erst ansatzweise in den Routinen der Lehrpersonen verankert.

2 Ziel formulieren: Mindestens 20 % aller Lektionen innerhalb von 4 Wochen finden draußen statt. Als draußen abgehalten gilt eine Lektion, wenn mindestens 15 Minuten nicht im Klassenzimmer stattgefunden haben. Während einer Spezialwoche finden mindestens 80 % der Lektionen draussen statt.

3 Intervention bestimmen: Die Lehrpersonen nehmen die Inhalte der Weiterbildung zu „L’école autrement“ noch einmal hoch. In Gruppen sammeln sie Ideen, wie sie konkret die Projektziele erreichen können. In Arbeitsgruppen werden Lektionen gemeinsam geplant, Ressourcen geteilt, Unterstützung bei der Durchführung organisiert.

Erhebungsinstrument “Drachen-Plakat”

4 Erhebungsinstrument konzipieren: Der Schulleiter erstellt ein Plakat mit einem Drachen, dem Wappentier des Dorfes (siehe Abbildung 1). Mit dem Plakat soll sichtbar werden, wie viele Lektionen im Freien stattfinden.
In der Durchführungsphase des Projekts füllen Lehrpersonen, die eine Lektion draußen abgehalten haben, je ein Feld auf der Vorlage aus, so dass im Laufe des Projekts die Figur des Drachens eingefärbt sichtbar wird. Der Schulleiter erinnert die Lehrpersonen jede Woche mündlich an die Herausforderung und spricht sie informell auf ihre Lektionen im Freien an. Er macht sich beiläufig Notizen zu seinen Beobachtungen.

5 Datennutzung einleiten: Das Projekt wird im Oktober durchgeführt. Es gilt, sich zu beeilen, um es noch vor dem Winter zu realisieren. Im Dorf, das auf 980 über Meer liegt, fällt jedoch schon bald der erste Schnee. Die anvisierten 20 % aller Lektionen im Freien kann daher nicht erreicht werden. Die 80 % Lektionen im Freien während der Spezialwoche werden knapp nicht erreicht.
Zum Projektabschluss im Kollegium holt der Schulleiter ein Feedback bei den Lehrpersonen ein. Sie bewerten das Projekt als Erfolg. Einige Lehrpersonen sind enthusiastisch; einige sind enttäuscht, dass das Projekt bereits abgeschlossen ist. Sie haben zu spät realisiert, dass das Projekt auf vier Wochen begrenzt war. Weitere Ideen für den Unterricht im Freien werden für eine Umsetzung im kommenden Frühjahr festgehalten.

Abschließende Reflexion: Der Schulleiter resümiert: Für ein Luuise-Projekt für die ganze Schule scheint es ihm günstiger, eine längere Zeitspanne einzuplanen. Lehrpersonen, die sich wegen Teilzeitarbeit seltener sehen, brauchen größere Zeiträume, um neue Ideen mit ihrer Unterrichtsplanung zu verbinden.
Das effektiv Erreichte, der Enthusiasmus der Lehrpersonen und der rege Austausch zu konkreter Unterrichtsgestaltung sind für den Schulleiter Belege für den Erfolg des Projektes. Zur Sicherung des Erreichten nimmt er das Thema in seine Jahresplanung auf.

Schulleiter Gérard Aymon sagt zum Projekt, das er vor einem Jahr an der Ecole Primaires et Cycle d’Orientation in Euseigne durchgeführt hat:

«Das Projekt geht weiter, denn die Lehrpersonen tauschen sich über ihre Erfahrungen aus und verbessern sich. Zudem wurde im Außenbereich noch weiteres Mobiliar angeschafft, so dass mehr Lernorte im Freien vorhanden sind.»