ticket2nature – Ein Erfahrungsbericht von Guido Wiegand

Der Faktor „Outdoor-/Erlebnispädagogik“ und seine Wirkung

outdoor_praxis-150x150Der Faktor Outdoor-/Erlebnispädagogik weist bei Lernen sichtbar machen (2013) einen starken Effekt (d=0,52) auf und zählt zu den wenigen Bildungsinterventionen, die einen langfristigen positiven, sogar ansteigenden Effekt haben. Gleichzeitig spielen Aspekte wie Herausforderungen begegnen, Feedback erhalten, kooperatives Lernen und Verbesserung der Selbstregulation zusammen mit eigenen Fähigkeiten eine Rolle.

Die Praxisumsetzung und das Ziel

Im Auftrag der Johannes-Kessels-Akademie, katholisches Berufskolleg Gladbeck haben die Teamer der Deutschen Sporthochschule Köln für die Schülerinnen und Schüler (die Mehrheit absolviert den Bildungsgang „Erzieher/in mit Allgemeiner Hochschulreife“) eine Outdoor-/Erlebniswoche im Sauerland (NRW) konzipiert, organisiert und umgesetzt .

Das primäre Ziel war, den Beteiligten einen veränderten Umgang mit der Natur zu vermitteln, um den Ansatz für einen nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln.

Als Stützpunkt wurde das Naturfreundehaus in Winterberg-Mollseifen ausgesucht, das mitten in der Natur liegt.

Auf dem Plan für diese Woche standen folgende Elemente: Orientierungslauf, Mountainbike fahren, Klettern am Schieferfelsen, Lagerfeuer und im Biwak schlafen, Kartenlesen und GPS-Orientierung – dies ist der Rahmen, um Herausforderungen zu begegnen, die Unterstützung durch Peers zu fördern, Feedback zu geben und zu erhalten.

Die einzelnen Elemente der Woche beinhalteten jeweils eine Einweisung, Aufgaben mit Zielvorgaben durch die Teamer und Inputs für zukünftige, eigene Projekte mit Kindern und Jugendlichen.

Am Beispiel des Klettertages sei dies veranschaulicht: Die in Gruppen eingeteilten Schülerinnen und Schüler mussten einen Weg zur Kletterwand mithilfe der Wanderkarte finden. Die Vorgabe lautete, dass der zu wählende Weg mit einer Kindergruppe zu begehen sein muss (z. B. keine asphaltierten Wege benützen und keinen Strassen entlang gehen).

Am Donnerstagmorgen sahen wir uns einige Filmsequenzen zum Thema `Nachhaltigkeit` an und diskutierten über das Gesehene und die Wichtigkeit des verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur und den vorhandenen Ressourcen. Anschliessend bekamen die Schülerinnen und Schüler eine Einweisung in das GPS-Tracking und wurden in zwei Gruppen zum GEO-Caching geschickt.

Die Outdoor-/Erlebniswoche räumte dem Feedback genügend Platz ein, indem es am letzten Abend auch eine ausgedehnte Feedback-Phase für die Schülerinnen und Schüler mit den beiden Teamern gab. Das Feedback hilft den Lernprozess durchschaubarer zu machen und sich seinem Lernstand bewusst zu werden und zu überprüfen, inwiefern die Erfolgskriterien erfüllt wurden und zu planen, wie es anschliessend weitergehen kann.

Mittels Fragebogen wurde die Organisation und die einzelnen Elemente bewertet, wobei der Mountainbike-Tag und der Kletter-Tag gleich gut bewertet wurden. Das Biwak wurde nicht gut bewertet, da auf Nachfrage der Teamer bemängelt wurde, dass es auf der Wiese am Naturfreunde- Haus stattfand und somit die unmittelbare Nähe zu den Betten im Haus gegeben war. Daher sollte das Biwak lieber irgendwo im Wald aufgeschlagen werden, um den Bezug zur Natur herzustellen. Die Organisation der Woche wurde als gut bis sehr gut bewertet. Auch die gestellten Aufgaben wurden als anspruchsvoll für die Altersgruppe der Teilnehmenden angesehen.

Welche Auswirkungen festgestellt wurden

Diese faszinierende Woche war dadurch geprägt, dass die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt wurden, alle Aufgaben auch kindgerecht durchzuführen und zu erproben, mit dem entsprechenden Feedback der kompetenten Teamer. Dabei wurde den Beteiligten der nachhaltige Umgang mit der Natur vermittelt und Anregungen gegeben, das persönliche, alltägliche Verhalten zu überdenken und möglicherweise in der nahen Zukunft zu verändern.

Verschiedene Schülerinnen und Schüler wollen verschiedene Aspekte des nachhaltigen Umgangs mit der Natur auch in ihre Familien weiter tragen und z. B. über den Wasserverbrauch pro Kopf reflektieren. Die Durchführung des Vorhabens wurde mir von den Beteiligten nach der Aktionswoche zurück gemeldet.

Wie es weiter geht

Die Aktionswoche wird mit den Schülerinnen und Schüler im neuen Schuljahr in Form einer Zusammenkunft mit dem umfangreichen Bildmaterial thematisiert.

Quelle: Eigener Erfahrungsbericht von Guido Wiegand, Lehrer an der Johannes – Kessels -Akademie e.V., Katholisches Berufskolleg Gladbeck, Allensteiner Str. 22, D-45964 Gladbeck, Mitglied der erweiterten Redaktion von www.lernensichtbarmachen.net