Wurden die Aspekte Noten / Bewertungen / Leistungsüberprüfungen und ihre Auswirkungen untersucht?

Es finden sich Hinweise bei den Faktoren „Test-Training/-Coaching“ sowie „Taktung von Leistungstests“. Ausserdem ist das „formative Assessment“ ein relevanter Bestandteil des Faktors „formative Evaluation des Unterrichts“.

In Assessments beschreibt (ggf. ‚misst‘) und diagnostiziert (erklärt) die Lehrperson den Lernstand, die Lernleistung bzw. den Lernfortschritt. Im Anschluss bewertet sie kriteriengestützt, z. B. indem sie die Differenz zwischen „Soll“ (z. B. gesetztes/vereinbartes Lernziel) und „Ist“ als mehr oder minder akzeptabel bezeichnet. Der Begriff „formative assessment“ geht also über das deutschsprachige „Einschätzen“, „Bewerten“, „Beurteilen“ hinaus. Dazu eine sinngemässe Definition aus dem „Handbook of formative Assessment“:

„Die kollaborativen Prozesse von Lehrenden und Lernenden, die darauf ausgerichtet sind, folgendes zu verstehen: das Lernen der Schülerinnen und Schüler und deren konzeptuelle Organisation; die Identifikation von Stärken; die Diagnose von Schwächen und von Bereichen möglicher Verbesserung; eine Informationsquelle, die Lehrende dazu nutzen können, Unterricht zu planen, und die Lernende nutzen können, um ihr Verständnis zu vertiefen und ihre Leistung zu verbessern.“ (Andrade & Cizek, 2010, pp. 6-7)

Je nach Einsatzzeitpunkt und Verwendungsabsicht sollte sich die Lehrperson bewusst für eine formative oder eine summative Nutzung des jeweiligen Assessment-Instruments (z. B. Portfolio, Test) entscheiden. Im englischsprachigen Raum spricht man von „formative assesment for learning“ einerseits, „summative assesment of learning“ andererseits.

Während Lehr- und Lernprozessen können z. B. Tests zur Optimierung und Orientierung der Lernenden eingesetzt werden. Hierbei spricht man von formativer Nutzung von Tests. Soll das Lernresultat der Lernenden bei Abschluss einer Unterrichtseinheit abschliessend beurteilt werden, handelt es sich um eine summative Nutzung. Ziel hier oft auch die Notengebung.

Entscheidend für eine produktive Kultur des Bewertens und Beurteilens ist, dass Lehrende im Vornherein geklärt haben, ob es sich um eine formative oder um eine summative Evaluation handelt. Und, dass dies auch für die Lernenden eindeutig wahrnehmbar ist.
Die formative Begleitung während der Lernphase ist eine Bedingung für gutes Abschneiden bei summativen Tests.

Bei fortlaufender oder dominanter summativer Nutzung von Tests ist die Gefahr gross, dass sich Lernende nur noch auf gute Resultate konzentrieren, indem sie sich beispielsweise auf das „Einprägen“ von Oberflächenwissen reduzieren oder leistungssteigernde Medikamente einnehmen.
Ein Beispiel für Tests, die sowohl formativ als auch summativ genutzt werden können, ist das neuseeländische Modell „asTTle”, bei dem Lehrpersonen individualisierte und auf ihren spezifischen Unterricht angepasste Tests online anfordern. Test können so konfiguriert werden, dass sie sich je nach Abschneiden des Lernenden in vorangehenden Testteilen dessen Lernstand anpassen (adaptive Tests).

Quellen:
Andrade, H. L., & Cizek, G. J. (2010). Handbook of formative assessment. London: Routledge.
Beywl, Wolfgang/Hattie, John (2017): „Wir brauchen formatives Assessment mit Tests, die dem Lernen wirklich nützen”. In: Bildung Schweiz, Heft 5, S. 22-23.

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