Blendet Hattie die sozioökonomischen Voraussetzungen der Lernenden einfach aus?

Die sozioökonomischen Voraussetzungen der Lernenden hängen gemäss Hattie und vielen anderen Forschenden eng, zu eng mit den Lernleistungen zusammen. Aber was kann wer für die aktuelle Schülergeneration tun, damit deren Herkunft nicht zum Hemmschuh wird? Hattie konzentriert sich auf kurz- und mittelfristig mobilisierbare Veränderungspotentiale (Hattie et al. 2016,  S. 5-6): Auf Lehrpersonen als change agents, die ihren (realistischen) Einfluss kennen. In Visible Learning into Action zeigen Hattie und sein Team, wie Schulen und Lehrerteams z. B. viel bewegen, wenn sie die Eltern mit der „Sprache” der Schule vertraut machen (Kenntnisse über das Lernen an sich, über die Abläufe in der Schule und die Förderung des Dialogs zwischen Eltern und Lehrpersonen).

Insbesondere intensive Auseinandersetzungen der Lehrpersonen mit Geisteshaltungen (vgl. Hattie 2014) und eine daraus abgeleitete Schulentwicklung können erstaunliche positive Veränderungen in den Lernleistungen der Lernenden auslösen. Es braucht Geduld und Zuversicht für langjährige Prozesse der Veränderung. Nicht das soziale Umfeld der Schule kann in vernünftiger Frist verändert werden, aber durchaus die Haltung und das Verhalten von Lehrpersonen, von deren Schulleitungen, von Eltern und auch Schülerinnen und Schülern.

In der Buchbesprechung zu Visible Learning into Action (Newsletter Nr. 15/16) wird Hatties Ansatz bezüglich benachteiligten Lernenden anhand eines Fallbeispiels (Abschnitt „Kenne deinen Einfluss“) angerissen.

Quellen

Hattie, John A. C. (2014). Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von „Visible Learning for Teachers“, besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer (1. Aufl.). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Hattie, John A. C./Masters, Deb/Birch, Kate (2016). Visible Learning into Action. International Case Studies of Impact. London: Routledge.

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